Vorschule in Kita oder Schule

Veröffentlicht am 1. März 2023 um 19:31

Als Erzieherin, langjährige Nachhilfelehrerin ( auch für die Grundschule) und Integrative Lerntherapeutin mache ich mir viele Gedanken um die schulische Zukunft der Kinder und unserer Kinder.  Eine Frage, die mich neben der Auswahl der Grundschulen ( wir müssen in der Vorschulzeit drei Grundschulen angeben und der Staat entscheidet dann, wo das Kind in die Grundschule geht) beschäftigt ist die, wo unsere Kinder die Vorschulzeit verbringen werden.

Als ich noch nicht Mama war, war meine Antwort darauf immer klar: In der Kita natürlich wo sonst? Denn so ist meine Argumentation gewesen: Wenn sie mit 2 in die Kita kommt und nicht mehr die Bezugserzieher wechseln muss, bis sie zur Schule geht, warum sollte man sie dann für ein Jahr in eine zwar der Schule angehörige Einrichtung geben und für ein einziges Jahr noch eine andere Lehrerin oder Erzieherin in die Hände geben? Die Vorschulzeit ist für mich auch die Zeit, wo sie noch ein Jahr entspannt spielerisch lernen darf, vielleicht auch wichtige Dinge noch ganzheitlich aufholen darf, bevor es in die Schule geht. Und wo geht das am besten? Klar, in der Kita.

Als Erzieherin und Blogleserin habe ich so einige Kinder kennengelernt, die aus Sicht der Erzieher(innen) zu früh in die Vorschule und dann später auch in die Schule geschickt worden sind. Auch in der Nachhilfe hatte ich so einige Schülerschicksale in der Richtung erlebt. Da wir zwei sogenannte Kann-Kinder haben, ist nicht nur die Entscheidung, ob überhaupt Vorschule in einer Schule und wann von größerem Entscheidungsausmaß als gedacht.

Aus Gesprächen mit Eltern, die schon Vorschulkinder haben ( bzw.hatten) und keinen pädagogischen beruflichen Hintergrund besitzen, wurde ich angeregt, nochmal über meine feste Meinung dazu nachzudenken. Außerdem haben mein Mann und ich in Gesprächen über die schulische Zukunft unserer Tochter auch festgestellt, dass ( aus Sicht meines Mannes) so einiges für die Vorschulzeit in der Schule spricht.

Mein Mann führt gerne die garantierte Betreuungszeit an, die bei Vorschulen in der Schule, angeblich gewährleistet ist. Diese Vorschulzeit findet in der Schule von 8- 13 Uhr statt.

Wenn man sich den Flyer für Hamburg zu dem Thema anschaut

https://www.hamburg.de/contentblob/6821056/2694fe4005910df24f00aca1a48320e2/data/kita-oder-vorschule-flyer-dl.pdf

dann wird deutlich, dass 5 Stunden Betreuung kostenlos von der Stadt übernommen werden. Dazu kommt, dass in den 5 Stunden das Mittagessen noch nicht mal drin ist. Erst wenn ein Kind mehr Stunden in Anspruch nimmt, was ja über die Ganztagesbetreuung in Hamburg geht, dann ist das Mittagessen inklusive.

Für mich ist auch der Betreuungsschlüssel ein entscheidender Faktor: In der Schule darf ein Lehrer/ Erzieher 19- 23  Vorschüler betreuen. In der Kita sind es „nur“ 12,5 Kinder maximal.

Hinzukommt, dass die Rolle des Kindes in beiden Einrichtungen anders ist: Während in der Kita die Vorschulkinder dann die „Großen“ sind, sind die Vorschulkinder in der Schule wieder die Kleinen. Ich denke, dass Kinder, die jahrelang die Kleinen waren und eventuell ein, zwei Jahre sogar darauf hin gefiebert haben, endlich die Großen zu sein, ziemlich enttäuscht sein würden, wenn sie dies nun doch nicht sein können, sondern stattdessen wieder die Kleinen sind. Aus pädagogischer Sicht muss so ein von den Erwachsenen entschiedener Fakt zumindest sehr gut mit den Kindern abgesprochen sein, sonst kann das meiner Meinung zu psychischen Schwierigkeiten führen.

Ein weiterer wichtiger Punkt, den ich nachdenkenswert finde ist die Freunden, Freundinnen- Frage: Wenn für die Vorschule in der Schule die Kita verlassen wird, wer von den Freundinnen geht mit in die ( neue ) Vorschule? Wenn kein(e(r)) mitgeht, kann das auch frustrierend für das Kind sein. Wenn alle Freunde in die schulische Vorschule gehen, dann kann es umgekehrt auch für das Kind frustrierend sein, als einzige aus der Freundinnen- Clique in der Kita dazubleiben. Deshalb halte ich es für wichtig, dass Mamas und Papas mit den Eltern der Freunden in Kontakt bleiben und wissen, wer in eine eventuelle Vorschule in der Schule mitgeht oder ob einige in der Kita dableiben.

Für viele Eltern ist auch die Frage nach einem einheitlichen Lehrplan für die Vorschulzeit wichtig. Dies ist nur in der Schule gewährleistet, die Kita richtet sich nach Bildungsplänen. Auch dies ist dem Flyer der Stadt Hamburg zu entnehmen. Zudem richtet sich die jeweilige Vorschularbeit in den Kitas natürlich auch nach Personalstand und Ausbildung der Erzieher. Was genau dort vermittelt werden soll, kann einem nur tatsächlich die Kitaleitung selbst sagen. Allerdings ist auch eine Vorschule in der Schule an den Personalstand gebunden.

Meine Meinung steht übrigens ( weiterhin) fest. Ich bin der Meinung, dass unsere Tochter für die Vorschulzeit in der Kita bleibt, aus den folgenden Gründen: Erst will sie jetzt schon groß sein und luschert immer schon in den Vorschulraum rein. Sie redet häufig davon, dass sie schon 5 ( statt 3) ist und freut sich, glaube ich, die Große zu sein. Weiterhin möchte ich nichts an ihren gewohnten Strukturen ändern, bevor es nötig sein sollte. Da ein gutes Vorschulprogramm momentan in unserer Kita stattfindet, sehe ich keinen Grund, dass sie in der Schule für die Vorschule angemeldet wird.

Sollten allerdings all ihre Freunde und Freundinnen in eine Schule zur Vorschule gehen, dann würde ich meine Meinung nochmal ändern. Natürlich spielt auch in diese Entscheidung meine Expertise als langjährige Nachhilfekraft auch für Deutsch für die Grundschule, meine Erzieherschwerpunkte und meine Ausbildung als Lerntherapeutin mit rein. Ich weiß auch durch Kommunikation mit Grundschülern in meinem Umfeld, was für eine erfolgreiche Schulbiografie schon am Anfang nötig ist und arbeite bei meiner Tochter natürlich mit ihr spielerisch bzw. alltäglich nach dem Entwicklungsstand darauf hin.

Da ich aber möchte, dass alle Kinder davon profitieren, bin ich dabei, einen VideoOnlinekurs in mehreren Modulen zu erstellen, den man käuflich erwerben kann. Entspannt lernen bzw. ganzheitlich lernen ist auch am Anfang der Grundschule möglich, wenn gewisse Fähigkeiten vorhanden sind. Bestandteil dieses Kurses wird u.a. ein Workbook mit Erklärungen und einer Checkliste sein.

Abschließend gilt zu sagen, dass jedes Kind und jede Familie anders ist. In jedem Fall ratsam ist es, im Vorfeld gut darüber zu sprechen, das Kind ein Stück weit mitentscheiden zu lassen und sich als Eltern den pädagogischen Konsequenzen jeder Entscheidung bewusst zu sein. Jedes Kind ist anders und dies gilt es zu berücksichtigen!

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